Guest book (German)
Aufräumen mit familiären Mythen
Die Gnade der späten Geburt / wehret den Anfängen
Johanna Martha Fritzsch
Wider dem Vergessen!
Otto Lempert
Tief bewegt
Anfrage zur Betreuung einer Facharbeit
Anmerkung der Redaktion
Opferdatensuche
Erschreckt u. erschüttert las ich bei einem "Zufalls-Besuch" der Gedenkstätte auf einer der Plexiglasscheiben den Nahmen : 1910 Max Pigulla +1941.Mai. Es berührt einen zu tiefst, wenn man seinen nicht häufig vorkommenden Familiennamen - mehrheitlich aus Oberschlesien stammenden -so vorfindet und man kramt im Familiengedächnis, ob der Name in Erzählungen genannt wurde. Da meine Berliner Eltern schon lange tot sind, kann ich sie nicht mehr befragen, meine aber mich zu erinnern, dass er im Zusammenhang mit "Widerstand gegen die Nazis" gefallen ist. Leider bin ich nicht so fit im PC, um an ihre Datenbank vorzudringen und würde mich freuen, wenn sie mir ggf. vorliegende Opferdaten zu diesem Namen übermitteln könnten. Bei meinem nächsten Besuch in Pirna werde ich versuchen zu Öffnungszeiten vorzusprechen, falls Sie mir nicht schon im Vorfeld weiterhelfen können. Ich bedanke mich für Ihre wertvolle Arbeit und wünsche Ihnen weitere öffentliche Anerkennung. Ludwig Pigulla Sonderpädagoge u. Dipl.Sozialarbeiter
Anmerkung der Redaktion
Sehr geehrter Herr Pigulla,
vielen Dank für Ihren Eintrag und für Ihre Anfrage. Wir bemühen uns um schnellstmögliche Antwort. Bitte teilen Sie uns unter Telefon 03501/ 710960 mit, wie wir Sie erreichen können.
Die Redaktion
Herr B.
Ich bin sehr froh, dass nach so langer Zeit endlich eine Aufarbeitung dieses schwierigen Themas stattfinden kann. Mit Unterstützung von Dr. Böhm habe ich heute in Erfahrung bringen können, dass meine Urgroßmutter ebenfalls in Pirna-Sonnenstein ermordet wurde. Ich sehe meine Aufgabe darin, ihr einen Platz im Bewusstsein meines Familiensystems einzurichten, ihr Andenken zu ehren und ihr Schicksal zu achten. Es ist kennzeichnend für eine Gesellschaft, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Psychiatriepatienten haben keine Lobby. Ich wünsche der Gedenkstätte viel Kraft und die nötige Unterstützung für ihre schwierige Aufgabe.
3x Oberschlesien
Hallo, zunächst: ich habe Eure Website besucht und genauestens "studiert". Besten Dank für Eure schwierige, aber sehr wertvolle Arbeit, mein Respekt ! Jetzt etwas Anderes, Erschreckendes: 1) Ich bin (Ost-)Oberschlesier aus Königshütte/Chorzów, und meine Oma Gertrud (1910-80 O/S., 1981-2005 BRD) hat in meiner Kindheit, wenn wir mal unartig oder zu laut waren, unbewußt(halbbewußt,unterbewußt,aus Gewohnheit) immer den makabren Spruch "Ruhig jetzt, sonst kriegst du die Spritze!" gesagt, so ganz automatisch. Wir haben nie darüber nachgedacht, es wirkte genauso wenig wie andere Sprüche und schien sich nicht groß zu unterscheiden von "...sonst holt dich der dunkle Mann(Zigeuner) mit dem Sack! etc., wir sind halt damit aufgewachsen und kannten diesen Satz schon immer, egal ob auf deutsch, polnisch oder in unserem oberschlesischen Mischmasch-Slang. Erst vor ein paar Jahren ist mir klar geworden, wo dieser vermutlich herkommt. Habe mich erkundigt, der - bis 1945 >leise< - Spruch war keine Marrotte meiner Oma, sondern in unserer Region in dieser Generation durchaus verbreitet und später im UNterbewußtsein "hängengeblieben". 2) Die "Augen geöffnet" habe ich übrigens, nachdem ich herausgefunden habe, daß die Geburt meines Onkels ein gewisser Dr.Clauberg betreut/"abgenommen" hatte, "Frauenheilkunde"-Chef zweier Krankenhäser in unserer Stadt - und die berühmte sadistische pseudowissenschaftliche Bestie(sic) von Auschwitz (qualvolle und tödliche Experimente an Mädchen und Frauen zwecks Erprobung von effizienten Massen-Steriilisationsmethoden im Block 10). Mein Onkel weiß es bis heute noch nicht...... daß z.B. Clauberg, den meine Oma (lt. meiner Mutter) später immer einen sehr netten und "feinen" Mann und "guten Doktor" nannte, der sich immer so genau erkundigte, Interesse am Wohl seiner Patientinnen gezeigt hatte..... und daß, stelle ich mir vor, auch bei uns auf seinem Arbeitstisch oder Regal wohl Gläser mit von ihm eigenhändig in Auschwitz entnommenen bzw. von dort bestellten Organen bis dato noch (einigermaßen) gesunder junger Frauen gestanden waren..... Aber "der freundliche Professor war so ein feiner Mann". Schockierend, auch für mich den Enkel, auch nach über 70 Jahren. :-(( 3) Übrigens, jetzt wieder ad rem: In meiner entfernten Verwandschaft (auch Königshütte O/S.) hatten wir angeblich zwei junge Kerle, zwei Brüder, gehabt. Die Familie war, wie man es so manchmal häßlich zu nennen pflegt(e): leicht "pathologisch" bzw. "assozial", gewesen. Konkret: Vater alkoholisch und die Jungs regelmäßig prügelnd, so daß die Burschen eine schwierige Kindheit hatten. Sie waren "schwierig", schlugen einander und andere Altersgenossen. Einer war wohl auch Kleptomane (klaute regelmäßig). Eines Tages holte man sie ab, offiziel in eine "Besserungsanstalt". Sie verschwanden für immer. Irgendwann, viel später, nacheinender dann die Todesnachrichten: Tuberkulose und Herzversagen. Ihr Alter damals: ca.17 Jahre. Wer weiß, vielleicht sind sie in Pirna-Sonnenstein gelandet ?? Nochmals: bravo und danke !! Mit freundlichen Grüßen aus Mainz